Von der Integration zur Inklusion
Seit dem Jahr 2000 findet der Begriff „Inklusion“ in der deutschsprachigen Diskussion immer häufiger Verwendung. Jedoch ist man sich nicht ganz einig über die Bedeutung dieses Begriffs. Einerseits ist es fraglich, was an dem Ansatz Inklusion gegenüber dem Ansatz der Integration außer einer neuen Wortfindung neu ist. Andererseits wird die Inklusion als totalitärer Integrationsbegriff verstanden, welcher allen Menschen übergestülpt werden soll. Doch beide Reaktionen haben eine innere Logik, welche vom jeweiligen Integrationsverständnis abhängt.
Das Verständnis der „totalen Integration“ beschreibt sich als gemeinsames kooperatives Lernen, Arbeiten und Spielen am gemeinsamen Gegenstand auf den unterschiedlichen individuellen Niveaus. Es handelt sich demnach um ein umfassendes Modell der Integration, welches keinen Menschen ausschließt. Vom diesem Standpunkt aus betrachtet, bietet der Inklusionsbegriff nichts Neues, sondern stimmt mit dem Integrationsbegriff überein.
Handelt es sich jedoch um ein „sonderpädagogisches Verständnis“ der Integration, gibt es einige Unterschiede zwischen dem Begriff der „Integration“ und dem der „Inklusion“. Integration wird demzufolge als eine von vielen diversen sonderpädagogischen Fördermöglichkeiten verstanden. Hierbei handelt es sich um ein gestuftes, differenziertes und selektives System mit unterschiedlichen Integrationsstufen, das auf die verschiedenen Bedarfslagen und Ausmaße von Differenz eingeht. Nach diesem Integrationsverständnis bietet der Inklusionsbegriff die Innovation der Implikation von allen Menschen in allen Lebensbereichen als Bürgerrecht und er entfernt sich von einem Modell mit unterschiedlichen Ansprüchen und Formen der Integration.
Abschließend ist festzuhalten, dass bei der Begriffskontroverse von „Integration“ und „Inklusion“ eigentlich die Frage nach der Realisierbarkeit und dem Sinn eines allumfassenden oder eines gestuften Systems maßgebend ist.
Es gibt jedoch auch andere Stimmen in Bezug auf die Begriffsdebatte von „Inklusion“ und „Integration“. Einige Menschen stehen dem Begriff der „Inklusion“ eher kritisch gegenüber mit der Ansicht, dass es bei einer weitreichenden Gestaltung der Integration in der Schule weder eine theoretische Notwendigkeit für die Ablösung des Integrationsbegriffs gibt, noch dass dieser eine echte Erweiterung darstellt.
Quellen:
HINZ, Andreas (2010): Inklusion – historische Entwicklungslinien und internationale Kontexte. In: HINZ, Andreas; KÖRNER, Ingrid; NIEHOFF, Ulrich (Hrsg.): Von der Integration zur Inklusion, Grundlagen – Perspektiven – Praxis. 2. durchgesehene Auflage. Marburg: Lebenshilfe-Verlag. S. 33-52
STEIN, Anne-Dore (2010):Die Bedeutung des Inklusionsgedankens – Dimensionen und Handlungsperspektiven. In: HINZ, Andreas; KÖRNER, Ingrid; NIEHOFF, Ulrich (Hrsg.): Von der Integration zur Inklusion, Grundlagen – Perspektiven – Praxis. 2. durchgesehene Auflage. Marburg: Lebenshilfe-Verlag. S. 74-90
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